Das Kindermusical "Zu Tisch bei Familie Luther" hat am Reformationstag die Marienkirche bis zum letzten Platz gefüllt. Mit so vielen Besuchern hatten die Kinder, Jugendlichen und Pfarrerin Petra Wesemann gar nicht gerechnet. Nach der Premiere im Juni gaben die Akteure dafür am Reformationstag noch einmal ihr Bestes.
So forderte der schon leicht pubertäre Sohn Johannes Luther (Amelie
Rickerts) seinen Vater schon bei Beten heraus, in dem er ihm seine eigenen Worte vorhielt: "Du sagt doch immer, man soll dem Volk auf's Maul schauen!" Martin Luther (Gustav Henneberg) redete sich in Rage über seinen Widersacher Tetzel und seine Frau Katharina (Tabea Wilke) erklärte den Kindern mit einem kessen Seitenblick zu ihrem Mann: "Ihr kennt ja euern Vater. Er kann manchmal so stur sein. Und sein Glaube geht ihm nun mal über alles." Als junger Luther schaute Tobias Wilke herrlich verdutzt in die Runde, als die Entführer ihm vor Kurfürst Friedrich dem Weisen (Jonathan Wilcke) den Sack vom Kopf zogen und wunderte sich: "Wo bin ich, was soll das Ganze? Ich bin verwirrt." Für erstauntes Lachen des Publikums sorgte auch die junge Katharina von Bora (Matthea Wesemann), als sie ihren Freundinnen Ava von Schönfeld (Enya Reisberg), Magdalena von Staupitz (Victoria Janssen) und Veronika von Zeschau (Ida Laube) selbstbewußt erklärte: "Wenn ich heiraten soll, dann möchte ich nur einen: Martin Luther. Ich werde ihn einfach auf dem Fest fragen. Dann wird er schon ja sagen. Ihr werdet schon sehen!"
Allen Kindern spürte man ab, dass sie inzwischen in ihren Rollen richtig zuhause waren und sie mit Leidenschaft und unterschiedlichen Charakteren füllten und längst nicht mehr nur auswendig gelernten Text aufsagten.
Johann von Staupitz (Nina Lehmann) gab sich gegenüber seinem Freund einfühlsam und tröstend, Luthers Freund Philipp Melanchthon (Lena Heike) dagegen herausfordernd und verschmitzt: "Martin, ihr solltet auch eine Nonne heiraten!". Tetzel (Hanna Lehmann) reizte das Publikum zum Widerspruch mit überhöhten Ablassforderungen und die Mutter Oberin Margarete von Haubitz (Malena Kroll) rief ihre Nonnen streng zur
Ordnung: "Was steht ihr hier herum und quatscht? Das Frührstück macht sich nicht von allein!"
Süß und liebenswert waren die jüngeren Nonnen Marga von Schönfeld (Jonna
Reisberg): "Glaubst du wirklich, Gott freut sich, wenn wir die halbe Nacht beten und nicht genug schlafen?", Lonata von Golis (Lilly Heike):
"Ich vermisse du Mutter Oberin" und Grete von Zeschau (Lilly Prössel):
"Wirklich Katharina? Ich dachte, du hast nie Angst. Du bist immer so stark!". Herausfordernd dagegen gab sich die Nonne Elsa Canitz (Lena
Fresse): "Ich hab es euch ja gleich gesagt, lass die beiden Zeschau-Schwestern hier. Die haben keinen Mumm in den Knochen.", während die liebe Ave Gosse (Charlotte Wilcke) immer wieder versuchte zu schlichten und die ganze Situation im Blick zu behalten. Beieindruckend textsicher und sehr selbstbewußt kam Katharinas Freundin Magdalena von Staupitz (Victoria Janssen) daher und betete sogar flüssig auf Latein, Ava von Schönfeld (Enya Reisberg) sorgte sich immer wieder um ihre kleine Schwester Marga und Veronika von Zeschau (Ida Laube) zeigte sich gespannt und aufgeregt: "Habt ihr schon gehört? Heute Abend soll ein Fest sein bei Luther. Und er will uns dort mögliche Ehemänner vorstellen!"
Unvergleichlich hat sich bei Tisch aber auch Muhme Lene (Mia Lederer) in die Herzen des Publikums gespielt, wenn sie Katharina und Luther immer mal wieder ermahnt: "Tze, tze, tze, wollt ihr das jetzt wirklich hier vor den Kindern diskutieren?" und jeder im Publikum hätte sich sicher eine der Töchter der Familie Luther gewünscht, wenn sie mit großen Augen ihre Eltern löchern, ihnen zuhören und mitfiebern: Magdalena (Aenna
Lederer): Oh Papa, ich bekomme ja heute noch Angst, wenn ich das höre!
Hat denn jemand versucht, dich festzunehmen?" – Margarete (Louisa
Klingenberg): "Oder hat jemand versucht, dich umzubringen?" Und zu guter Letzt hat sich das ganze Publikum von Herzen mit Malina Schacht gefreut, die als Leonard Koppe mit großem Strahlen die Nonnen in leeren Bier- und Heringsfässern aus dem Kloster geschmuggelt hat.
Auch die Musik hat das Publikum begeistert und überrascht. War es doch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Wurden manche Stücke nur mit Gitarre begleitet, kamen später das Kavier und die Cachon dazu und sogar die Querflöte kam zum Einsatz. Waren die ersten Stücke auf deutsch, kam in der zweiten Hälfte ein lateinischer Táizegesang dazu und beim englischen Gospel "Freedom is comming" schließlich klatschte das ganze Publikum mit. Viele Kinder hatten einen Soloeinsatz, entweder gesungen oder gerappt. Und beim für das Musical umgeschriebenen bekannten Poplied "Zusammen" schließlich gab es sogar eine ganze Choreographie.
So war es ein rundum gelungener Reformationstagsnachmittag. Allen Mitwirkenden ein großes Dankeschön!
Petra Wesemann