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26.11.2025 Kategorie: Angedacht

Kirchenreform

Erneuerung?

Ecclesia semper reformanda: Die Kirche ist immer eine zu erneuernde. Dieser alte Satz aus der kirchlichen Tradition stimmt und wurde z.B. von Martin Luther und anderen Reformatoren gelebt. Auch Jesus wirkte ja nicht nur bewahrend, sondern hatte durchaus neue und wegweisende, geradezu revolutionäre Ideen eingebracht, wie ein Glaube, der sich auf ihn beruft, gelebt werden soll: Nämlich ganz oder gar nicht. Nun haben sich in einer sich stetig erneuernden Kirche aber trotzdem Strukturen festgesetzt, an denen man nicht rütteln mag und die sich gegen die Erneuerung sperren, obwohl sie ständig davon reden. Neben Kirchengemeinden, in denen schon immer das kirchliche Leben seine segensvollen Sternstunden erlebte und das durchaus dynamisch und experimentierfreudig, gab es auch einen Verwaltungsapparat, der das kirchliche Leben insgesamt ordnen, mit Gesetzen regeln und vor allem beaufsichtigen und regulieren wollte. So wurde oft das kirchliche Leben der Ortsgemeinde erschwert. Kreative Ideen wie die Errichtung einer Weidenkirche wurden, soweit mir berichtet wurde, zu verhindern versucht. Auch beim Thema Bau und Gebäude konnten sich viele Gemeinden über zu viel Unterstützung aus dem Amt nicht beklagen. So wirkte es bei manchen engagierten Ehrenamtlichen oft als Ermöglichungsverhinderungsbehörde. Nun kommt eine große Strukturreform. Und das nicht, weil man sich der kirchlichen Hauptaufgabe, der reinen Verkündigung des Evangeliums und der ordnungsgemäßen Verwaltung der Sakramente Taufe und Abendmahl, besonders und mit frischem Schwung widmen möchte. Nein, es geht hier wie auch sonst ums Geld, um weniger Mitglieder und Personal. Die kleinen Gemeinden werden zu einer großen fusioniert und - wie durch Zauberei - soll dann alles besser sein, zukunftsfähig und alternativlos. Obwohl die Details im Dunkeln liegen, vieles unklar und verschwommen ist, auf viele Fragen keine Antworten zu finden sind und auf kritische Anmerkungen nichts Positives erwidert wurde, gab es nur drei Gegenstimmen. Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, aber noch sehe ich nichts, was besser wird. Weder für die Ehrenamtlichen, die sich leichter neue Betätigungsfelder suchen können als die Hauptamtlichen, die sich mit Leib und Leben dem geistlichen Dienst verschrieben haben. Es wirkt, als würde auch in der Kirche von oben nach unten durchregiert. Aber geistliche Aufbrüche - falls man das denn überhaupt noch möchte - geschahen noch nie von oben nach unten. Erneuerung geschieht an der Basis, der Ortsgemeinde, die im Kleinen die Hoffnung der Welt ist. Äußere Reform scheitert, wenn es an der innerlichen Erneuerung fehlt. Wozu ist Kirche heute noch da und was ist ihr Auftrag? Eine Spur legt das Weihnachtsgeschehen, auf das wir jetzt wieder zugehen. Gott wählt den Weg von oben nach unten, vom Himmel auf die Erde, und wird in Jesus Mensch. Schon als Baby verändert er die Welt: Von unten nach oben. Für ein kleines Kind öffnet sich am Heiligen Abend der Himmel und die Engel schmettern den Hirten entgegen, was ich von meiner Kirche lautstark und begeistert hören möchte: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens! Dann bekäme auch ich neue Hoffnung für eine Kirche in veränderter Form, die sich dann kontinuierlich vom Evangelium her erneuert und immer danach fragt, womit sie Gott und den Menschen heute dienen kann.

Beitrag von Frank Wesemann