Splintholzkäfer mögen unser Pfarrhaus. Es schmeckt ihnen sogar. Sie knabbern sich durch die dicken Holzbalken und hinterlassen Löcher wie im schweizer Käse. Direkt sehen tut man die gefräßigen Larven nicht. Man sieht nur das feine Holzmehl aus den Löchern rieseln. Eigentlich sollten die sich nicht mehr regen dürfen. Im Februar letzten Jahres wurde ihnen mit dreifacher Bohrlochtränkung mit einem behörtlich zugelassenen Holzschutzmittel zuleibe gerückt. Ohne Erfolg. Seit Wochen rieselt es. Nun wird nachbehandelt. Wenn man nichts unternimmt, fressen sich die Larven weiter durch, schädigen das Holz und vermindern seine Tragfähigkeit.
Ich habe überlegt, ob man dieses Schädlingsproblem auch auf unser Leben übertragen kann. Welche Schädlinge gehen an unsere Substanz, schaden unserer Standfestigkeit, bekommen wir schlecht los? Wir kennen Zeitfresser, Stressfaktoren, Liebesmangel, Müdemacher, Nervensägen und Dünnbrettbohrer. Wir leiden unter den Löchern, die verletzende Bemerkungen in unsere Seele gegraben haben, unter Risse an unserem dünnen Nervenkostüm und unter unberechtigten Vorwürfen, die tiefe Krater oder hohe Stolpersteine in unserem Selbstbewusstsein hinterlassen haben. Immer wieder rieselt der Staub aus unseren Wunden und wir sehnen uns danach, dass es aufhört. Wir wollen nicht länger angefressen sein, sondern stark, standfest, tragfähig und belastbar. Aber im Gegensatz zum alten Holz hilft bei uns kein Gift. Es hilft kein Hass, kein Zorn, kein Frust, kein Zurückziehen, kein Zurückschlagen. Das Einzige, das unseren Mangel füllen kann, ist die Liebe Gottes, die in unsre Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Römer 5,5). Mit ihr können wir die innere Leere füllen, die Verletzungen heilen, die Wunden schließen. Und wenn wir sie nicht nur tröpfchenweise, sondern literweise in uns aufnehmen, haben wir genug Liebe in uns, um andere bei der Bekämpfung ihrer Schädlinge zu unterstützen. Und dann haben die Umstände, die uns alle anfressen, irgendwann keine Chance mehr und geben auf.

Foto: Foto-Rabe / www.pixabay.com