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20.04.2020 Kategorie: Angedacht

Zeitenwende

Mit dem heutigen Tag (20.04.2020) dürfen viele Geschäfte in Deutschland wieder öffnen. Dass allerdings Autohäuser öffnen dürfen und Gotteshäuser nicht, offenbart einen schonungslosen Blick auf den geistlichen Zustand im Mutterland der Reformation. Die meisten freuen sich, dass nun wieder etwas Normalität ins Leben zurückkehrt. In kleinen, wohldosierten Portionen werden die empfindlichen und nicht immer komplett nachvollziehbaren Beschränkungen gelockert. Die Entmündigung der Demokratie und die problematischen Einschränkungen der Grundrechte durch die Diktatur der Infektions-, Verdopplungs-, Reproduktions- und Sterbezahlen werden nun selber als Problem erkannt und benannt. Die „neue Normalität“ – ich nenne sie mal maskierte Distanz – wird uns aber noch länger begleiten. Dabei leiden jetzt schon Viele an Begegnungs- und Berührungsentzug. Oder an zu wenig Distanz in der engen Wohnung. Oder an dem irrigen Ideal der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Wir wollen das alte Leben zurück: Mit unverkrampfter Begegnung, herzlicher Umarmung, mit Sport und Spiel. Irgendwann wird es auch wieder soweit sein. Wir werden es schaffen, weil uns einfach nichts anderes übrigbleibt. Wir müssen uns anpassen, aufeinander aufpassen, flexibel bleiben, aufmerksam und achtsam, vorsichtig und angstfrei.

Manche sprechen schon von einer Zeitenwende: Der Zeit vor Corona und die Zeit danach. Dass Ende der 50ziger und 60ziger Jahre schon einmal zwei Grippewellen mit knapp 100.000 Toten durch Deutschland zogen, war damals keine Zeitenwende. Viele Seuchen, Kriege und Naturkatastrophen haben der Geschichte ihren Stempel aufgedrückt. Aber sie wird nur durch ein Ereignis geteilt in davor und danach: Die Geburt von Jesus Christus. Warum? Weil nichts und niemand einen größeren Einfluss auf die Menschen auf diesem Planeten ausgeübt hat als das Leben dieses Zimmermannes. Beim Erdbeben vor Jahren auf Haiti waren es zuerst christliche Hilfsorganisationen, die da waren und aufopferungsvoll halfen. Ein Journalist, der darüber berichtete, war durch ihre Hingabe, ihr gemeinsames Gebet und ihre Liebe so beeindruckt, dass er selber Christ wurde. Eine Kirchengemeinde in den USA verabredete sich neulich auf dem Krankenhausparkplatz, warf dort die Musikanlage an und beschallte die Klinik mit Lobpreisliedern. Nach kurzer Zeit erschienen Ärzte und Schwestern auf dem Dach und stimmten ein in das Lob Gottes. Des Gottes, der größer ist als alle Angst, größer als alle Sorgen, größer als der Tod. Der als einziger die Zeit geteilt hat in davor und danach, der uns in dieser Krise beisteht und uns in die neue Zeit begleitet und nie verlässt.

Foto: Christin Witt

Beitrag von Frank Wesemann