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23.02.2020 Kategorie: Angedacht

Himmlische Ungerechtigkeit

Das ist aber ärgerlich, dachte er aufgeregt. Ärgerlich und ungerecht. Wie kann sein Chef sowas machen? Er hat ja nichts gegen Großzügigkeit, aber das geht doch jetzt entschieden zu weit. Klar, sie hatten sich Anfang des Jahres auf den Bonus geeinigt. Mit Handschlag und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein fairer Deal. Gutes Geld für gute Arbeit. Und ja: Er war in dem Jahr fleißig gewesen. Er hat sein Soll erfüllt. Weil so viel zu tun war, hatte sein Chef im März, Juli und Oktober noch mehr Personal eingestellt. Schön, wenn der Laden brummt. Selbst Mitte November kamen Mitarbeiter dazu, und er freute sich auf die Abrechnung zum Jahresende. Der Skandal hatte sich natürlich schnell rumgesprochen. Der Bonus war zuerst an die ausbezahlt worden, die zuletzt in den Betrieb kamen. Das wäre ja kein Problem. Aber diese Spätzünder bekamen genau so viel wie er! Echt jetzt? Er fühlte sich ungerecht behandelt und ging zum Gewerkschaftstypen. Der zuckte nur mit den Achseln: Deal ist Deal, abgemacht ist abgemacht. Also ging zum Chef. Der bat ihn freundlich rein. Der ist immer freundlich, dachte er und brachte seinen Ärger sachlich vor. Der Chef hörte verständnisvoll zu und nickte. Waren wir uns nicht einig gewesen, fragte er. Warst du mit dem Deal nicht auch einverstanden? Das war ich, antwortete er kleinlaut. Darf ich nicht mit meinem Geld machen, was ich will? Ärgerst du dich etwa, weil ich so großzügig bin? Meine Gnade kannst du dir nicht verdienen. Die bekommst immer nur unverdient: Geschenkt!

Claudia Hautumm / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann